Ein Schimmelschaden ist mehr als ein unschöner Fleck an der Wand. Er ist ein Warnsignal, das sagt: Dein Zuhause ist krank. Und wenn du nicht richtig reagierst, wirst du krank. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 150.000 Menschen an Atemwegsbeschwerden, die direkt auf Schimmelpilze in der Wohnung zurückzuführen sind. Die meisten davon könnten verhindert werden - wenn man wüsste, wie man richtig sanieren und messen lässt.

Was passiert, wenn du nur die Oberfläche reinigst?

Viele versuchen, Schimmel mit Essig, Spülmittel oder Bleichmittel abzuwischen. Das sieht aus wie eine Lösung - aber es ist nur eine Täuschung. Schimmelpilze wachsen nicht nur auf der Oberfläche. Sie bohren sich mit feinen Fäden (Hyphen) tief in Putz, Tapete, Holz und sogar in die Dämmung. Wenn du nur die sichtbaren Sporen wegwischst, bleibt das Wurzelnetz intakt. Und schon nach wenigen Wochen kehrt der Schimmel zurück - oft noch aggressiver als zuvor.

Laut einer Studie des Instituts für Baubiologie Rosenheim (2022) treten bei Eigenreinigungen von Befällen größer als 0,4 Quadratmeter in 68 % der Fälle innerhalb von 12 Monaten erneut Schimmelsporen auf. Der Grund? Die Ursache wurde nicht behoben. Ob es eine undichte Dachrinne ist, eine Kältebrücke hinter dem Schrank oder eine falsch verlegte Dämmung - ohne die Ursache zu finden, ist jede Reinigung sinnlos.

Die vier Schritte einer professionellen Schimmelsanierung

Eine echte Sanierung folgt einem klaren, standardisierten Prozess - und zwar nach der VDI 6022:2021-08. Das ist kein Vorschlag, das ist die offizielle Richtlinie, die von Gutachtern, Sanierern und Versicherungen anerkannt wird. Sie besteht aus vier Schritten:

  1. Materialentfernung: Alle befallenen Bauteile werden entfernt. Das bedeutet: Tapete, Putz, Dämmung, Holz - alles, was befallen ist, muss raus. Bei Flächen über 1 Quadratmeter ist ein Schadensgutachten nach DIN 18380:2022-03 Pflicht. Keine Ausnahmen.
  2. Desinfektion und Reinigung des Untergrunds: Nach dem Abtragen wird der nackte Untergrund gründlich behandelt. In Schlaf- oder Kinderzimmern kommen chlorfreie Desinfektionsmittel zum Einsatz. Im Badezimmer, wo es stärker befallen ist, dürfen auch chlorhaltige Mittel verwendet werden - aber nur von Fachleuten mit FFP3-Maske und Schutzanzug. Laut DGUV Regel 112-190 (2023) ist das Pflicht, wenn die Fläche größer als 0,4 m² ist.
  3. Trocknung: Jetzt kommt der kritischste Teil: die Trocknung. Ein Bautrockner, der nur 2-fach Luftwechsel pro Stunde schafft, reicht nicht mehr. Seit Januar 2024 verlangt die neue VDI 6022-10:2023-09 mindestens 4-fach Luftwechsel. Putzflächen brauchen mindestens 72 Stunden, Holzkonstruktionen bis zu 14 Tage. Wer zu früh streicht, nach nur 24 Stunden, der lockt den Schimmel zurück.
  4. Freimessung: Hier endet die Sanierung nicht. Sie beginnt erst jetzt. Nur eine unabhängige Freimessung kann beweisen, dass der Raum wieder sicher ist.

Warum Freimessung nicht optional ist

Viele Sanierer bieten nur eine „optische Prüfung“ an. Sie schauen, ob der Fleck weg ist - und sagen: „Alles gut.“ Das ist kein Beweis. Das ist ein Risiko. Denn Schimmelpilzsporen sind unsichtbar. Sie schweben in der Luft. Und schon 500 KBE/m³ (koloniebildende Einheiten pro Kubikmeter) können bei empfindlichen Menschen Asthma oder Hautreizungen auslösen. Laut Umweltbundesamt (2022) liegen in stark befallenen Räumen oft bis zu 50.000 KBE/m³.

Die Freimessung nach VDI 4300-15:2021 ist die einzige Methode, die wirklich aussagt, ob du wieder sicher wohnen kannst. Sie umfasst:

  • Mindestens drei Luftproben pro Raum, jeweils 500 Liter Volumen
  • Oberflächenabstriche an kritischen Stellen (z. B. hinter Möbeln, an Fensterrahmen)
  • Auswertung durch ein akkreditiertes Labor
  • Eine schriftliche Dokumentation mit Grenzwertvergleich
Der Grenzwert für Aspergillus und Penicillium - die häufigsten Schimmelpilze in Wohnungen - liegt bei maximal 1.000 KBE/m³. Alles darüber ist gesundheitlich bedenklich. Und wer das nicht misst, der weiß nicht, ob er wirklich gesund wohnt.

Transparenzansicht eines Hauses mit unsichtbarem Schimmelpilz in den Wänden und einem gesunden Wohnbereich darüber.

Was kostet eine echte Sanierung?

Professionelle Sanierungen kosten zwischen 50 und 150 Euro pro Quadratmeter. Klingt viel? Vergleiche das mit den Folgekosten: Wenn du selbst versuchst, es zu machen, und der Schimmel nach drei Monaten wieder kommt, zahlt du nochmal 80-120 €/m² - und hast zusätzlich Medikamente, Arztbesuche und möglicherweise Mietminderung. Die Verbraucherzentrale warnt: Falsch sanieren kostet bis zu 1.200 € an Folgekosten pro Quadratmeter.

Die Freimessung selbst kostet zwischen 150 und 300 Euro pro Raum. Das ist kein Luxus. Das ist Versicherung. Ein Gutachter, der unabhängig ist - nicht vom Sanierer bezahlt -, gibt dir ein Dokument, das du deiner Versicherung, deinem Vermieter oder einem Arzt zeigen kannst. Ohne dieses Papier bist du rechtlich und gesundheitlich auf eigene Faust.

Was du selbst tun kannst - und was nicht

Kleine Flächen unter 0,4 m² kannst du selbst behandeln - aber nur, wenn du es richtig machst. Hier ist die Faustregel:

  1. Trage eine FFP3-Maske, Handschuhe und Schutzbrille. 62 % der Mieter, die selbst reinigen, tragen gar nichts - und inhalieren Sporen.
  2. Befeuchte die Fläche mit 70 %igem Ethylalkohol, bevor du anfängst. Das verhindert, dass Sporen in die Luft fliegen.
  3. Reinige mit einem feuchten Tuch - nie trocken absaugen oder scheuern.
  4. Trockne gründlich mit einem Ventilator. Keine Heizung - die trocknet nur die Luft, nicht das Material.
  5. Warte mindestens 48 Stunden, bevor du streichst. Und nur mit schimmelhemmender Farbe.
Aber: Wenn du nicht weißt, warum der Schimmel entstanden ist, dann hilft auch die beste Eigenreinigung nicht. Ein Riss im Mauerwerk? Eine undichte Rohrleitung? Eine falsch verlegte Dämmung? Das musst du finden - und das kann nur ein Fachmann mit Thermografie oder Feuchtigkeitsmessgeräten.

Sanierungsprofis überreichen einem Mieter ein Laborzertifikat zur Freimessung in einem renovierten Wohnzimmer.

Wie du den richtigen Sanierer findest

Nicht jeder, der „Schimmelsanierung“ sagt, ist auch qualifiziert. Suche nach Unternehmen, die das Qualitätszeichen „Geprüfte Schimmelsanierung“ der Deutschen Baubiologischen Gesellschaft (IBN) tragen. Aktuell (Januar 2024) gibt es in Deutschland nur 287 zertifizierte Firmen. Das ist kein Zufall - das ist Qualität.

Frage immer:

  • „Wird die Freimessung von einem unabhängigen Labor durchgeführt?“
  • „Welche Richtlinien befolgen Sie - VDI 6022 und VDI 4300-15?“
  • „Können Sie mir die Messergebnisse vor und nach der Sanierung zeigen?“
  • „Wer haftet, wenn der Schimmel nach sechs Monaten zurückkommt?“
Wenn jemand mit „Ich schaue mal vorbei und gebe Ihnen einen Preis“ antwortet - lauf weg. Echte Sanierer machen erst ein Schadensgutachten, dann einen Sanierungsplan, dann die Arbeiten - und erst dann die Freimessung.

Die Zukunft: Warum das Thema nur wichtiger wird

Der Klimawandel macht Schimmelschäden nicht weniger, sondern mehr. Starkregen, höhere Außentemperaturen und schlecht gedämmte Häuser - das sind die perfekten Bedingungen für Schimmel. Laut Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (2023) wird sich die Anzahl der Schimmelschäden bis 2030 um 18 % erhöhen.

Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach professionellen Sanierungen. Der Markt wächst jährlich um 6,2 %. Und die Regierung fördert Aufklärung: Die Deutsche Lungenstiftung startet 2024 eine bundesweite Kampagne mit 2,5 Millionen Euro Bundesmittel - weil es um Gesundheit geht, nicht um Renovierung.

Die gute Nachricht: Wer heute richtig sanieren lässt, hat für die nächsten 10-15 Jahre Ruhe. Wer es sich spart, zahlt später mit Gesundheit, Geld und Stress.

Kann ich Schimmel selbst entfernen, oder brauche ich immer einen Profi?

Bei Flächen kleiner als 0,4 Quadratmetern kannst du selbst reinigen - aber nur mit FFP3-Maske, Ethylalkohol und gründlicher Trocknung. Bei größeren Flächen, bei unsichtbaren Befallsherde oder wenn du unsicher bist: immer einen Profi hinzuziehen. 68 % der Eigenreinigungen scheitern innerhalb eines Jahres - oft mit schwerwiegenden Folgen für die Gesundheit.

Warum ist die Freimessung so wichtig?

Weil Schimmelpilzsporen unsichtbar sind. Eine optische Kontrolle sagt nichts über die Luftqualität aus. Nur eine professionelle Freimessung mit Luftproben und Laboranalyse kann beweisen, dass die Konzentration unter 1.000 KBE/m³ liegt - dem gesundheitlich akzeptablen Grenzwert. Ohne Messung weißt du nicht, ob du wirklich gesund wohnst.

Was kostet eine Freimessung und wer zahlt sie?

Eine Freimessung kostet zwischen 150 und 300 Euro pro Raum. In Mietwohnungen kann der Vermieter sie verlangen, wenn er die Sanierung durchführt. Bei Eigenheimen zahlt der Eigentümer. In einigen Fällen übernimmt die Hausratversicherung die Kosten - aber nur, wenn die Sanierung professionell und mit Freimessung erfolgt. Ohne Messung lehnen Versicherungen oft ab.

Wie lange dauert eine vollständige Schimmelsanierung?

Die Dauer hängt von der Größe und Ursache ab. Eine kleine Fläche (unter 1 m²) mit einfachem Ursprung kann in 3-5 Tagen erledigt sein. Bei größeren Schäden, komplexen Ursachen wie Kältebrücken oder feuchten Dämmungen dauert es 1-3 Wochen - vor allem wegen der Trocknungszeit. Die Trocknung allein dauert mindestens 72 Stunden, bei Holz bis zu 14 Tage. Wer das überspringt, macht alles kaputt.

Welche Materialien sind nach der Sanierung sicher?

Nach der Sanierung dürfen nur materialien verwendet werden, die schimmelhemmend sind: schimmelresistenter Putz, schimmelhemmende Farben (mit Zinkoxiden oder Kupfer), und feuchtigkeitsregulierende Dämmstoffe wie Holzfaser oder Kalk. Keine herkömmlichen Tapeten oder Gipskartonplatten - die saugen Feuchtigkeit wie ein Schwamm. Und immer: nur nach vollständiger Trocknung und Freimessung streichen.

Warum kommt Schimmel nach einer Sanierung wieder?

Weil die Ursache nicht beseitigt wurde. Die häufigsten Gründe: unentdeckte Kältebrücken, undichte Fenster, fehlende Dämmung, falsche Lüftung oder eine verdeckte Rohrleitung. Ein guter Sanierer misst die Feuchtigkeit im Mauerwerk, prüft die Dämmung mit Thermografie und dokumentiert alles. Wer nur die Oberfläche behandelt, der baut auf Sand.