Warum Fenstertausch die wichtigste Sanierungsmaßnahme ist
Ein altes Fenster verliert mehr Wärme als eine gleich große Wand ohne Dämmung. Das klingt dramatisch, ist aber wahr. Wenn Ihr Haus Fenster aus den 80er oder 90er Jahren hat, dann verliert es bis zu viermal so viel Wärme durch die Fensterfläche wie durch eine ungedämmte Außenwand. Das ist der Grund, warum ein Fenstertausch nicht nur sinnvoll, sondern oft die rentabelste Investition in der gesamten Energiesanierung ist. Die meisten Häuser in Österreich und Deutschland haben noch alte Einfachverglasungen oder schlecht gedämmte Zweifachverglasungen. Diese Fenster lassen Wärme einfach entweichen - und das kostet Geld, jeden Winter.
Modernen Fenstern mit Dreifachverglasung und optimiertem Rahmen gelingt es, den Wärmeverlust um bis zu 80 Prozent zu reduzieren. Das bedeutet: Wer seine alten Fenster gegen neue, energieeffiziente Modelle austauscht, spart 10 bis 20 Prozent an Heizkosten. Und das über Jahrzehnte. Die Amortisationszeit liegt bei durchschnittlich 15 bis 20 Jahren - dabei halten gute Fenster mindestens 40 Jahre. Das ist eine klare Rechnung. Aber nur, wenn alles richtig gemacht wird. Denn ein teures Fenster, falsch eingebaut, ist fast so schlecht wie das alte.
Was der U-Wert wirklich sagt - und was nicht
Wenn Sie sich Fenster ansehen, sehen Sie viele Zahlen: Ug, Uf, Uw. Nur eine davon zählt: der Uw-Wert. Das ist der Wärmedurchgangskoeffizient des gesamten Fensters - inklusive Glas, Rahmen und Dichtungen. Je niedriger die Zahl, desto besser. Der Uw-Wert wird in W/(m²K) gemessen. Ein Wert von 1,3 ist die gesetzliche Mindestanforderung nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG 2020). Aber das ist nur der Anfang.
Seit November 2020 müssen neue Fenster in Neubauten und Sanierungen diesen Wert nicht überschreiten. Aber wer Fördermittel will, muss weitergehen. Die KfW und andere Programme zahlen nur, wenn der Uw-Wert unter 0,95 liegt. Und ab 2024 wird die gesetzliche Obergrenze auf 1,0 W/(m²K) gesenkt. Wer heute noch ein Fenster mit 1,3 kauft, hat schon morgen einen veralteten Standard. Ein Fenster mit Uw 0,95 lässt nur halb so viel Wärme entweichen wie ein Modell mit 1,3. Das ist kein kleiner Unterschied - das ist der Unterschied zwischen hohen und niedrigen Heizkosten.
Der Ug-Wert - nur das Glas - wird oft als Verkaufsargument genutzt. Aber das ist irreführend. Ein Fenster kann ein sehr gutes Glas haben (Ug 0,5), aber einen dicken, metallischen Rahmen mit schlechter Dämmung (Uf 2,0). Dann ist der gesamte Uw-Wert bei 1,4. Sie zahlen für Glas, das Sie nicht nutzen. Achten Sie immer auf den Uw-Wert. Der ist der einzige, der in der Energieausweis-Berechnung zählt und der einzige, der Fördermittel freischaltet.
Die Montage ist entscheidend - und wird oft vernachlässigt
Sie haben ein Fenster mit Uw 0,95 gekauft. Super. Aber wenn es nicht richtig eingebaut wird, verliert es 30 Prozent seiner Wirkung. Das sagt Prof. Dr. Thomas Hartmann von der Hochschule für Technik Stuttgart. Und er hat recht. Der Einbau macht 30 Prozent des gesamten energetischen Erfolgs aus. Viele Hausbesitzer denken, der Handwerker bringt das Fenster rein, schraubt es fest, und fertig. Falsch. Der Einbau ist ein komplexer Prozess mit drei entscheidenden Schritten.
- Alte Fenster vorsichtig entfernen - ohne die Wand zu beschädigen. Risse oder lose Ziegel sind ein Problem, das vorher behoben werden muss.
- Die Öffnung gründlich reinigen und trocknen. Alte Dichtungen, Staub, Putzreste - alles muss weg. Sonst sitzt das neue Fenster nicht richtig.
- Die Fugen dicht und wärmegedämmt verfüllen. Hier kommt die richtige Dämmung ins Spiel: nicht mit Schaum, sondern mit speziellen, elastischen Dämmbändern und Dichtmassen, die auch bei Temperaturschwankungen ihre Form behalten.
Und dann noch etwas Wichtiges: Der Abstand zwischen Fensterrahmen und Wand muss mindestens 20 Millimeter betragen. Nur so ist Platz für die richtige Dämmung. Viele Handwerker sparen hier - und schaffen Wärmebrücken. Das sind Stellen, an denen Wärme gezielt nach außen fließt. Ein Fenster mit Uw 0,95 kann so plötzlich so schlecht wirken wie eines mit 1,4. Und das führt zu Kondenswasser, Schimmel und höheren Heizkosten.
Der Anschluss: Die unsichtbare Schlüsselstelle
Der Anschluss zwischen Fenster und Mauerwerk ist die schwächste Stelle im ganzen Gebäude. Hier treffen zwei verschiedene Materialien aufeinander: Holz oder Kunststoff des Fensters und Ziegel oder Beton der Wand. Sie dehnen sich unterschiedlich aus, wenn es kalt oder warm wird. Wenn diese Naht nicht richtig abgedichtet ist, entsteht eine Wärmebrücke - und die ist der Feind der Energieeffizienz.
Ein perfekter Anschluss besteht aus drei Schichten:
- Innen: Eine Dampfbremse, die verhindert, dass Feuchtigkeit aus der Wohnung in die Wand eindringt.
- Mitte: Eine dichte, wärmedämmende Schicht - meist aus Mineralwolle oder speziellem Fensterdämmband.
- Außen: Eine windsichere, wasserabweisende Schicht, die Regen und Wind abhält, aber Dampf nach außen lassen kann.
Es gibt spezielle Anschlusssysteme, die genau diese drei Schichten vorab vorbereitet anbieten. Sie sind etwas teurer, aber sie verhindern Fehler. Und sie sind die einzige Möglichkeit, einen dauerhaft luftdichten und wärmegedämmten Übergang zu erreichen. Wer hier spart, zahlt später doppelt: durch höhere Heizkosten, Schimmelbildung und mögliche Bauschäden.
Materialwahl: Holz, Kunststoff oder Aluminium?
Nicht nur das Glas zählt - auch der Rahmen. Metallrahmen, besonders aus Aluminium, leiten Wärme sehr gut. Das ist gut für Küchenfenster, aber schlecht für die Energiebilanz. Ein Aluminiumfenster mit Uw 1,3 hat oft einen inneren Wärmedämmbruch - eine Kunststoff- oder Holzschicht im Inneren -, aber selbst dann ist der Wert schlechter als bei reinen Kunststoff- oder Holzrahmen.
Heutige Kunststofffenster mit mehreren Kammern und speziellen Profilen erreichen Uw-Werte von 0,85 bis 0,95 ohne Probleme. Sie sind wartungsarm, wetterfest und preiswert. Holzfenster sind wärmedämmender und ästhetisch ansprechend, aber sie brauchen regelmäßige Pflege. Moderne Holz-Alu-Fenster kombinieren die Vorteile: Holz innen, Aluminium außen. Das sieht elegant aus und hält lange.
Wichtig: Der Rahmen muss nicht nur aus gutem Material bestehen, sondern auch richtig konstruiert sein. Mehrkammerprofile, Warme Kante bei der Verglasung, hochwertige Dichtungen - das sind die Details, die den Unterschied machen. Fragen Sie nach den technischen Daten. Ein Fensterhersteller, der keine Uw-Werte nennen kann, sollte nicht in Betracht gezogen werden.
Förderung: Wie Sie Geld vom Staat bekommen
Ein Fenstertausch kostet zwischen 600 und 1.200 Euro pro Fenster - je nach Größe, Material und Qualität. Das klingt viel. Aber es gibt Förderungen. Die KfW bietet Zuschüsse bis zu 15 Prozent der Investition, wenn Sie Fenster mit Uw-Wert unter 0,95 einbauen. Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) zahlt auch, wenn Sie einen Energieberater einschalten. Und das ist Pflicht. Ohne Beratung - kein Geld.
Der Energieberater kommt, misst Ihr Haus, berechnet den aktuellen Energieverbrauch und empfiehlt die richtigen Fenster. Er stellt den Antrag für die Förderung. Das kostet etwa 300 bis 500 Euro - aber das ist ein gutes Investment. Denn ohne ihn bekommen Sie keine Förderung. Und mit ihm sparen Sie oft 2.000 bis 5.000 Euro. Auch die Länder und Gemeinden bieten oft zusätzliche Zuschüsse. Fragen Sie bei Ihrer Gemeinde nach. In Vorarlberg, Tirol oder Salzburg gibt es oft noch mehr Geld als in anderen Regionen.
Wichtig: Die Förderung gilt nur, wenn die Fenster nach dem Einbau von einem Sachverständigen abgenommen werden. Das heißt: Der Handwerker macht Fotos, der Energieberater prüft die Dokumente, und dann wird die Förderung freigegeben. Planen Sie das im Voraus. Nicht erst nach dem Einbau.
Was Sie vor dem Kauf tun müssen
Bevor Sie irgendein Fenster bestellen, machen Sie drei Dinge:
- Bestandsaufnahme: Messen Sie jedes Fenster genau. Nicht nur Breite und Höhe - auch die Tiefe des Rahmenprofils. Alte Fenster haben oft unregelmäßige Öffnungen. Ein Fenster, das nicht passt, kann nicht richtig eingebaut werden.
- Prüfen Sie die Wand: Sind die Mauern um die Fenster herum feucht? Gibt es Risse? Schimmel? Dann muss das erst repariert werden. Ein neues Fenster auf einer kaputten Wand ist sinnlos.
- Wählen Sie den richtigen g-Wert: Der g-Wert sagt, wie viel Sonnenwärme durch das Glas kommt. Südfenster profitieren von einem hohen g-Wert (0,6-0,7), damit die Sonne im Winter kostenlos heizt. Nordenfenster brauchen einen niedrigeren g-Wert (0,4-0,5), um Überhitzung zu vermeiden. Das ist kein Nebenschauplatz - das ist Teil der Energiebilanz.
Und: Kaufen Sie nie online. Fenster sind keine Schrankplatten. Sie brauchen professionelle Montage, Anschlussdämmung und Abnahme. Ein seriöser Händler bietet Ihnen alles - von der Beratung bis zur Fertigstellung. Und er haftet für den Einbau. Das ist der entscheidende Vorteil.
Wann ist die beste Zeit für den Fenstertausch?
Frühling ist die ideale Jahreszeit. Warum? Weil es nicht zu kalt ist, aber auch noch nicht zu heiß. Das bedeutet: Der Einbau kann ruhig und sorgfältig erfolgen. Die Dichtmassen trocknen besser. Die Luftfeuchtigkeit ist ausgeglichen. Und Sie können die Fenster nach dem Einbau sofort testen: Sind sie dicht? Funktionieren sie? Gibt es Zugluft?
Im Winter ist es zu kalt - die Dichtungen werden brüchig, die Montage wird schwierig. Im Sommer ist es zu heiß - die Materialien dehnen sich aus, und es entstehen Spannungen. Frühling ist der Goldstandard. Und wenn Sie im Frühjahr beginnen, können Sie im Herbst die Einsparung an der Heizrechnung sehen. Das motiviert.
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